Die jüngere Generation am Pult

Vier Kurzportraits

«Frischen finnischen Wind» will Santtu-Matias Rouvali ins Konzertgeschehen bringen. Der charismatische Lockenkopf, der als Schlagzeuger in diversen Clubs aufgetreten ist, bevor er sich für die Dirigentenlaufbahn entschieden hat, ist einer der jungen Dirigenten, die Grafenegg aufs Podium holt. Rouvali (37) hat eine steile Karriere hingelegt: Seit der Saison 2021/22 ist er Chefdirigent des Philharmonia Orchestra in London. Immer wieder in seine Heimat zurückzukehren, ist für den Finnen essentiell. Mit einem gewissen Nationalstolz sagt er: «Ja, ich jage und fische mein Essen selber, arbeite gerne im Wald und gehe zur Entspannung in die Sauna.» Die finnische Unbekümmertheit und die Naturgewalten will er auch in seiner Musik zum Ausdruck bringen. Auf seine Interpretation von Elgars Violinkonzert (mit Christian Tetzlaff als Solist) und Tschaikowskis fünfter Symphonie dürfen wir also gespannt sein.

Wenn eine Legende und noch dazu der Hausherr als Solist am Klavier sitzt, könnte man als Dirigent nervös werden. Doch Rudolf Buchbinder und den jungen israelischen Dirigenten Lahav Shani verbindet bereits eine fruchtbare Brahms-Zusammenarbeit. 40 Jahre trennen die beiden Künstler, doch Klischees bedienen sie nicht. Dass Buchbinder auch mit 75 Jahren voller Elan und Tatendrang am Klavier sitzt, wird ihm ebenso wenig jemand absprechen wie Lahav Shani seine musikalische Reife. Immerhin gab der aus Tel Aviv stammende Dirigent bereits mit 16 Jahren sein Debüt am Dirigentenpult – sieben Jahre später, 2013, schaffte er den internationalen Durchbruch, nachdem er den Gustav Mahler Wettbewerb gewonnen hatte. Seitdem dirigiert er die renommiertesten Orchester. Seit 2018 ist er Chefdirigent des Rotterdamer Philharmonischen Orchesters, 2020 übernahm er die Leitung des Israel Philharmonic Orchestra, mit dem er auch nach Grafenegg kommt. Hier werden Shani und Buchbinder das erste Klavierkonzert von Brahms präsentieren, danach wird die erste Symphonie des Komponisten zu hören sein.

Als «Hurricane» bezeichnete die BBC die 33-jährige norwegische Dirigentin Tabita Berglund, die in den letzten Jahren auf europäischen Konzertbühnen viel Aufsehen erregte. Sie auf ihren jugendlichen Verve zu reduzieren, wäre jedoch falsch: Mit sensibler Musikalität, klarem Ausdruck und natürlicher Intuition bringt sie bekannte und weniger bekannte Werke zum Strahlen. Tschaikowskis Violinkonzert ist bei ihr sicher in besten Händen (Solist: Sergei Dogadin), ebenso Prokofjew «Romeo und Julia» in einer eigenen Bearbeitung.

Musik aus Osteuropa lässt Jakob Hrůša in seinem Grafenegg-Konzert hochleben. Hrůša, Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, hat 2022 sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gefeiert: Mit Leoš Janáčeks «Káťa Kabanová». «Janáček ist einfach große Kunst, billig agiert er nie. Trotzdem ist diese Kunst durch und durch menschlich und jedem Menschen zugänglich», sagt er in einem Interview. Zu Janáčeks spätromantischer Oper «Das schlaue Füchslein» hat der tschechische Dirigent eine besondere Beziehung und eine eigene, große Suite zusammengestellt. Die Oper, die auf einem Comic-Strip aus der Brünner Tageszeitung basiert, handelt vom Wald, den Tieren, dem Kreislauf der Natur. Außerdem auf dem Programm: ein selten zu hörendes musikalisches Kleinod. George Enescus 1. Suite für Orchester erinnert an seine rumänische Heimat. Den Abschluss machen Rachmaninows Symphonische Tänze op. 45 mit ihrer interessanten Orchestrierung: Unter anderem findet man ein Altsaxophon, ein stark erweitertes Schlagwerk und ein Klavier im Orchester.

 

20/08 So
Philharmonia Orchestra London / Santuu-Matias Rouvali

24/08 Do
The Israel Philharmonic Orchestra / Lahav Shani

01/09 Fr
Tonkünstler-Orchester / Tabita Berglund

03/09 So
Wiener Philharmoniker / Jakob Hrůša

 

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